Wir sind in der heutigen Zeit Meister der Selbstoptimierung. Eine Weiterbildung nach der anderen machen. Mehr Wissen, mehr lernen, aber auch mehr können? Wir feilen an unserer Persönlichkeit, um die beste Version von uns selbst zu werden. An jeder Ecke schreien uns Angebote in die Ohren, dass wir unser Leben und unser Schicksal selbst in der Hand haben.
Was macht das mit uns? In meinen Augen ist diese Form der Selbstoptimierung ein zweischneidiges Schwert. Schauen wir uns doch mal den positiven Aspekt dieses Trends an.
Freude und Leichtigkeit ins Leben holen und halten
Leben ist lernen. Von Kindesbeinen an, denn sonst könnten wir ja weder laufen noch sprechen oder schreiben. Aber gerade wenn wir als Kinder etwas Neues gelernt haben, dann mit Spaß, Freude und Leichtigkeit. Wir sind hundertmal gefallen, bevor wir sicher auf den Beinen standen. Und haben wahrscheinlich jeden Übungsversuch mit einem glucksenden Lachen quittiert. Es gab kein vergleichen. Kein „ich laufe besser als Du“. (Das haben vielleicht die Eltern gemacht…) Wir hatten Spaß am Wachsen, am Lernen und am besser werden. Freude ist für mich der beste Indikator, ob etwas gut für mich ist, oder nicht. Wenn ich mehr Freude in mein Leben holen möchte und dies erreiche in dem ich mich von alten Verletzungen befreie, neue Verhaltensweisen erlerne oder mich durch ein Abendstudium beiße, weil danach der Traumjob winkt, dann finde ich das wunderbar. Und versteht mich bitte richtig, es kann hart, zäh, anstrengend, herausfordernd und zwischendurch ätzend sein und trotzdem absolut Freude machen! Ich finde es auch absolut erstrebenswert zu lernen, wie man mit Belastungen und Schicksalsschlägen umgeht. Wie man in schwierigen Zeiten seine Zuversicht behält. Und wie man seine eigenen Grenzen kennenlernt und diese bewahren kann.
Auch das Auseinandersetzen mit dem eigenen Wohlbefinden und der Gesundheit ist in Maßen wirklich wichtig. Aber auch hier gibt es kein universelles FALSCH und kein universelles RICHTIG. Ob Ayurveda oder TCM, hier ist es die Basis, das jeder seinen eigenen Ernährungs- und Behandlungsplan braucht, weil wir ganz unterschiedliche Typen sind. Finde heraus, was für Dich ganz persönlich stimmig und richtig ist.
Selbstoptimierungszwang und das Gefühl selbst schuld zu sein
Schwierig finde ich es, wenn das Gefühl entsteht nicht genug zu sein. Wenn man erst noch 3 Weiterbildungen und 5 Praktika machen muss, um ins Tun zu kommen und sich dann immernoch als minderwertig fühlt. Menschen, die sich permanent selbstoptimieren, laufen eher Gefahr unglücklich zu sein oder geraten in emotionale Krisen, wenn mal etwas schief läuft. Wir sind keine autonomen Wesen, sondern eingebettet in diverse Abhängigkeiten. Wer glaubt, alles im Griff zu haben, hat auch schneller das Gefühl versagt zu haben. Wir haben meiner Meinung nach nicht alles im Griff. Wie wir damit umgehen, wenn es mal nicht rund läuft, das liegt in unserer Hand. Dass wir nicht in die Opferrolle verfallen und unser Schicksal bejammern, das liegt in unserer Hand. Aber wir sollten wieder mehr das Gefühl zurück holen, gut zu sein, wie wir sind. Ob Du es Universum nennst oder Gott, aber ich glaube fest daran, dass es einen guten Grund gibt, warum wir so sind, wie wir sind und so auch absolut genug sind.
Wenn wir als Eule geboren wurden, warum zum Geier soll ich dann um 5 Uhr morgens aufstehen, weil ein Guru da draußen es als absoluten Schlüssel zum Erfolg verkauft und mich erschöpft durch den Tag schleppen? Das hat nichts mit Selbstoptmierung zu tun, sondern macht über kurz oder lang krank!
Dankbarkeit, Pragmatismus und unser innerer Kompass
Was ist das Ziel der permanenten Selbstoptimierung? Wir wollen ein glückliches Leben führen.
Doch gelingt uns das, wenn wir ein andauerndes Gefühl der Unzulänglichkeit haben? Die Schlüssel zu einem glücklichen Leben sind in meinen Augen:
Dankbarkeit für alles, was man hat und ist.
Ein gesunder Pragmatismus, um Dinge hinzunehmen. Ändere, was Dich selbst wirklich stört und nimm das hin, was Du nicht ändern kann und setz Dir realistische Ziele. Vielleicht kannst Du nicht die Umweltprobleme der ganzen Welt lösen, aber die in deinem Haus, in deiner Stadt und vielleicht sogar in
Deinem Land? Setze lieber kleine Dinge um statt von den ganz großen Dingen zu träumen und leben nach Deinem inneren Kompass. Wenn Du zu deinem inneren Kompass den Zugang verloren hast, dann wäre das ein gutes Ziel für ein bisschen positive Selbstoptimierung.
